…Über die Ambivalenzen dieser sonderbaren Zeit.
Die letzten 2 Monate haben nicht nur Ambivalenzen verstärkt, sondern auch Grenzen im Eiltempo verschwimmen lassen. Hier ein Resümee:
➡️ Zwischen Home Office, Haushalt und Kinderbetreuung haben berufstätige Eltern allerorts die Höhen und Tiefen dieses besonderen Familienlebens erlebt: Einerseits so viel geballte Familienzeit wie schon lange nicht mehr und wunderschöne, gemeinsame Momente. Andererseits Überforderung, aufschwellende Konflikte über Kleinigkeiten und „Lagerkoller-Symptome“ („Was soll ich heute wieder kochen?“ 🤔🙄🥴…)
➡️ Gleichzeitig gerade in den ersten Wochen: weltweite Krisenstimmung, höchste Unsicherheit, fast täglich überschlugen sich die Ereignisse. Doch damit verbunden auch unglaublich viel Zusammenhalt und Engagement. Hin und hergerissen zwischen Ängsten und Vertrauen erlebten wir eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Grenzen zwischen arbeitend und arbeitslos verschwammen im Eiltempo und so manche(r), die/der sich bis dato in (vermeintlicher) Sicherheit wiegte verlor seinen Job von einem Tag auf den nächsten. Viele Unternehmen bangen um ihre Existenz. Gerade in solchen Zeiten werden wir zurückgeworfen auf uns selbst: Wie sehr haben wir uns bisher mit uns selbst auseinander gesetzt oder nur „funktioniert“, wie ein Rad am Wagen? Aber wessen Wagen eigentlich? Wer sind wir? Und wo wollen wir hin? All diese Fragen kommen in Krisenzeiten bewusst oder unbewusst auf. Krisen können somit eine Chance sein, sich selbst besser kennen zu lernen und mehr Klarheit über die eigenen Ziele zu gewinnen.
➡️ Tempo und Begrenztheit: Die letzten Wochen zeigten uns wie unglaublich rasch sich sehr viel (um nicht zu sagen nahezu alles) im öffentlichen Leben ändern kann und wie begrenzt unsere eigene Kontrolle diesbezüglich ist. Gleichzeitig wurde auch vielen bewusst, wie sehr sie dafür zuhause und/oder von zuhause aus gestalten und so ihren Beitrag leisten können. Plus: Viele erkannten, wie hilfreich es ist, sich (zumindest ab und zu) mit der Begrenztheit des eigenen Lebens oder des Lebens geliebter Angehöriger auseinander zu setzen (im positiven Sinne z.B. im Hinblick auf gesetzte Prioritäten).
➡️ Während sich die einen freuen nun nach Wochen der Betriebssperre, Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit endlich wieder Vollgas zu geben, pfeiffen die anderen aus dem letzten Loch und wünschen sich eine Arbeitswelt mit weniger Arbeit (z.B. Reduktion der Wochenstunden) und mehr Zeit für Erholung.
Während die eine Mutter/ Vater sich nichts sehnlicher wünscht als wieder eine geregelte Kinderbetreuung und business as usual, hat die/der andere erkannt dass sie/er mehr Zeit mit den Kindern verbringen möchte. Manche wünschen sich die „alte Normalität“ zurück, andere hoffen auf nachhaltige Veränderung.
All das darf sein. Die letzten Wochen haben in uns allen auf verschiedene Art und Weise Veränderung bewirkt. Im Denken. Im Fühlen. Im Handeln.
Eine Herausforderung und gleichzeitig Chance der nächsten Monate wird sein: Wie lassen sich unsere individuellen Veränderungen mit den Veränderungen und Zielen unseres Umfeldes (Arbeitgeber, Familie, …) verbinden?
Oder: Wie kann man ein durch die Krise gebeuteltes Unternehmen dennoch modern führen und die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter_innen hoch halten?
Wird es uns gelingen – sowohl persönlich als auch im Umfeld z.B. in der Familie oder auf Unternehmensebene – „alte Pfade“ zu verlassen bzw. mit „alten Schuhen“ (im Sinne unserer Gewohnheiten und Erfahrungen) neue Wege zu gehen?
Was denkst du? Welches Learning hast du aus Corona gezogen bzw. was wirst du langfristig verändern?