Wie uns ein globaler Virus in „engen Raum“ zwingt und damit neue Türen öffnen kann. Es ist unglaublich spannend (und manchmal zugegebenermaßen auch beängstigend) welche Veränderungen sich innerhalb der letzten Woche sowohl international und national von Regierungsseite, als auch bei jeder/jedem Einzelnen von uns im Eiltempo ergeben. All das hätte ich (und vermutlich der Großteil von uns) niemals für möglich gehalten. Ereignisse überschlagen sich. Prognosen sind kaum möglich. Die Dauer der Maßnahmen, wie Schul-/ Kinderbetreuungsstätten-Schließungen, Ausgangsbeschränkungen und Betriebsschließungen, ist unklar. Am Freitag um 11:00 Uhr hat die österreichische Regierung in einer Pressekonferenz verkündet, dass es jedenfalls bis 13.04. dabei bleiben wird. Ob Maßnahmen darüber hinaus verlängert werden, wird wohl stark davon abhängen wie gut es uns gelingt den Virus einzudämmen.
Diese Situation „zwingt“ uns, so viel über uns selbst und die Menschen, mit denen wir zusammenleben, herauszufinden und zu lernen, wie es uns sonst vielleicht nur in Jahren möglich gewesen wäre. In allen Facetten – positiv wie negativ. Jene Paare/ Partnerschaften, die nun beide von zuhause aus arbeiten (oder aktuell freigestellt/ gekündigt / in Quarantäne sind), oder auch Alleinerziehende betrifft das besonders.
Im Eiltempo zu unseren Ängsten und Sehnsüchten! Was tun?
Die Situation gibt uns vereinfacht gesagt 2 Möglichkeiten: Wir lassen uns von unseren negativen Emotionen (Ängste, Wut, Frust, Ohnmacht,..) runter ziehen und ziehen damit unser Umfeld (insbesondere Partner/in, Kinder) mit. Oder wir stellen uns der Herausforderung und versuchen dabei auf wesentliche Punkte zu achten. Also: Back to Basics!
Triff diese Entscheidung jetzt bewusst – das gibt dir Kraft!
Hast du dich hoffentlich für Zweiteres entschieden, bedeutet das, dass du in den nächsten Wochen auf folgende 3 Dinge besonders gut achten solltest, um kühlen Kopf zu bewahren:
- Was brauche ich, damit es mir gut geht? (meine eigenen Bedürfnisse sowie auch meine Erwartungen betreffend Unterstützung, an die Menschen mit denen ich zusammenlebe)
- Was brauchen die Menschen, mit denen ich lebe, damit es ihnen gut geht? (ihre Bedürfnisse und Erwartungen)
- Was kann ich für jenen Teil meiner Familie oder jene Personen in meinem Umfeld tun, mit denen ich nicht zusammenlebe, damit es ihnen weiterhin gut geht? Welchen Beitrag kann ich hier leisten? Denn wir dürfen auch nicht darauf vergessen, was außerhalb unserer vier Wände passiert.
UND GANZ WICHTIG: Wie lassen sich diese 3 Dinge in weiterer Folge im Alltag umsetzen? Wie können beispielsweise Zeitfenster dafür fixiert werden, wie kann ein „neuer Tagesablauf“ strukturiert werden?
Das lässt sich am Besten mit der ganzen Familie bei Tisch besprechen (diese 3 Dinge Person für Person durchgehen) und im Anschluss die Umsetzung gemeinsam festlegen.
Warum sind wir Familien im Ausnahmezustand? Eine natürliche Reaktion.
- Unsere Kinder dürfen keinen persönlichen Sozialkontakt mehr mit anderen Kindern (mit Ausnahme der im selben Haushalt lebenden Geschwister) haben. Das ist für viele eine große Umstellung.
- Wir leben nun rund um die Uhr an ein- und demselben Ort zusammen. Das sind wir nicht mehr gewohnt.
- Ein Großteil von uns muss im selben Zuhause auch arbeiten oder mit der Tatsache leben, dass wir wochen- oder monatelang wenig bis kein Einkommen haben werden. Das ist emotional und organisatorisch herausfordernd.
- Viele Partnerinnen und Partner sehen sich zum ersten Mal seit Jahren(!!) für mehrere Wochen rund um die Uhr, sollen gleichzeitig den Haushalt führen, im Home Office arbeiten UND ihre Kinder betreuen. Das kann zu Beginn in jeder Beziehung zu Herausforderungen und Konflikten führen, denn der Alltag muss sowohl beruflich als auch privat völlig neu organisiert und strukturiert werden.
Den Druck rausnehmen, auch wenn es schwerfällt
So schnell sich die Meldungen draußen in der Welt überschlagen, das Tempo zuhause bestimmen wir als Familie. Tun wir uns selbst den Gefallen und schrauben wir unsere Erwartungen (an uns selbst & unsere Mitmenschen) bewusst herunter. Ein bisschen Chaos darf sein. 😊 Wer sagt, dass es ab Tag 1 perfekt laufen muss? Wer sagt, dass es überhaupt perfekt ablaufen muss? Wir müssen uns ALLE an die neue Situation gewöhnen. Da darf es sein, dass es nicht von Beginn an gut klappt. Da darf es sein, dass wir streiten. Es darf sein, dass wir mal schlecht drauf sind. Wir sind nur Menschen. Auf „heile Welt“ zu tun und sich selbst und andere damit zu belügen?! Das wäre inkongruent. Und das spüren Kinder sehr schnell, in jedem Alter.
Gleichzeitig ist es mir als Elternteil (und auch aufgrund meines Berufes) so wichtig zu sagen:
- Wir dürfen uns selbst (und damit unsere Familie) jetzt nicht hängen lassen!
- Wir wollen (hoffentlich!) darauf achten, emotional stabil zu bleiben bzw. rasch wieder zu werden. Für uns und besonders auch für unsere Kinder. Sie brauchen jetzt unsere Kraft, unsere Zuversicht, unser Vertrauen. Alles andere verunsichert oder verängstigt sie.
- Versuchen wir gut streiten zu lernen und/oder beizubehalten, also unterschiedliche Meinungen zu diskutieren, aber dennoch respektvoll zu bleiben und eine gemeinsame Lösung, einen Konsens zu suchen und zu finden.
- Wenn wir im Teleworking/ Home Office arbeiten, ist es außerdem wichtig, dass wir uns den Tag gut strukturieren, die Aufgaben innerhalb der Familie gut verteilen, um alles einigermaßen unter einen Hut zu bringen und auch den Kindern einen Überblick über den Tagesablauf und eine gewisse Regelmäßigkeit (wie sie es sonst durch Schule etc. gewohnt sind) zu geben.
Die nächsten Wochen werden nicht einfach, doch können gleichzeitig eine große Chance, ein Türöffner sein, dass wir – wenn wir uns gegenseitig unterstützen – gemeinsam gestärkt aus der Situation herauszugehen.
Zu diesem Zweck ist auch die Vernetzung von uns als Eltern wichtiger denn je! In jeder/jedem von uns schlummert Kreativität und Einfallsreichtum. Dieser ist jetzt gefragt, damit wir möglichst viele Ideen, Möglichkeiten und Erfahrungen sammeln, um die gemeinsame Zeit abwechslungsreich zu gestalten. Mach jetzt mit! Gemeinsam sind wir #starkeElternjetzt